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Experimentelle Elektrophysiologie

Das Team der experimentellen Elektrophysiologie konzentriert sich auf eine klinisch orientierte Forschung. Unser Engagement sollte möglichst unmittelbar zu einer verbesserten Versorgung der uns anvertrauten Patient:innen führen. Einerseits beinhaltet dies die aktive Teilnahme an multizentrischen randomisierten Studien. Andererseits werden akademische Eigenstudien durchgeführt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Auswertung von großen - prospektiv oder retrospektiv erhobenen - Datenbanken, die weit in andere Teilbereiche der Kardiologie (strukturelle und koronare Herzerkrankung, Bildgebung) hineinreichen und auch zur Qualitätssicherung unserer täglichen klinischen Arbeit dienen. Hierbei kommen komplexe statistische Verfahren zur Anwendung, die vermehrt Methoden der künstlichen Intelligenz wie „deep learning“ verwenden.
Moderne Forschung kann nur in Zusammenarbeit mit anderen Zentren erfolgen. An der Medizinischen Universität Innsbruck haben wir Kooperationen mit den Kliniken für Herzchirurgie, Neurologie und Radiologie aufgebaut. Hervorzuheben ist auch eine jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit mit der UMIT in Hall in Tirol. International nehmen wir regelmäßig an paneuropäischen bzw. globalen Registerstudien teil (Devicetherapie, Ablationen, seltene Erkrankungen wie Friedreich-Ataxie, Takotsubo-Syndrom und spontane Koronararteriendissektion).

Multizentren Studien

NOAH-AFNET

Das optimale Blutgerinnungsmanagement bzgl. kurzer asymptomatischer Episoden von Vorhofflimmern ist nicht endgültig geklärt. Viele Träger von Herzschrittmacher zeigen im Speicher ihrer Geräte sogenannte AHRE – atrial high rate episodes. Darunter versteht man zumeist nur wenige Minuten anhaltende Episoden mit einem sehr schnellen Vorhofrhythmus. Die NOAH-AFNET Studie randomisiert nun Patient:innen mit AHRE aber ohne bisher im Oberflächen-EKG dokumentiertem Vorhofflimmern bezüglich einer NOAK Therapie (Edoxaban versus Placebo bzw. ASS).

RESPOND CRT (abgeschlossen), ADAPT RESPONSE & SyncAV NICE

Die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) ist bei Patient:innen mit linksventrikulärer Dysfunktion und breitem QRS Komplex etabliert. Weniger definiert ist die optimale Programmierung, die zunehmend vom Gerät selbst übernommen wird. Hierzu haben die verschiedenen Hersteller unterschiedliche Strategien entwickelt. Eine spezielle Vorhofsonde (SonR tip) kann die endokardiale Akzeleration messen und damit AV- und VV-Intervalle in Ruhe und bei körperlicher Belastung einstellen. Ein anderer Zugang basiert auf die Optimierung des AV-Intervalls durch Begünstigung der nativen rechtsventrikulären Aktivierung bei normaler PQ Zeit (mittels IEGM-Messungen). 

OCEANIC-AF

Ziel dieser Studie ist es, den neuartigen oralen Faktor XIa Inhibitor Asundexian in Hinblick auf schwere Blutungen und ischämische Ereignisse (systemische Embolien, Schlaganfall und andere kardiale Komplikationen) zu untersuchen. In dieser Phase III Studie wird das neuartige Arzneimitteln für bis zu 3 Jahre bei Patient:innen mit Vorhofflimmern und Risikofaktoren mit dem schon zugelassenen Faktor Xa Inhibitor Apixaban verglichen.

Akademische Eigenstudien

LocAP

Das Wolff-Parkinson-White (WPW) Syndrom ist charakterisiert durch paroxysmal rezidivierende Tachykardien in Folge einer zusätzlichen elektrischen Verbindung zwischen den Vorhöfen und den Kammern des Herzen. Die Katheterablation dieser akzessorischen Bahn hat sich in den vergangenen Jahren als Therapie der ersten Wahl etabliert. Für eine sichere und wirksame Therapie ist die genaue Lokalisation der akzessorischen Bahn, idealerweise bereits anhand des Oberflächen EKG, noch vor der Intervention, unerlässlich.
Aktuell entwickeln wir basierend auf unserer umfangreichen Datenbank mit EKGs von Patient:innen mit WPW Syndrom, die seit 1997 an unserer Klinik mittels Katheterablation behandelt wurden, ein System das mittels eines neuronalen Netzwerks (künstliche Intelligenz) die Lokalisation einer akzessorischen Bahn aus dem Oberflächen EKG mit einer nie dagewesenen Genauigkeit, unabhängig von der Erfahrung des Untersuchers, bestimmen kann.

Detektion von Vorhofflimmern nach ESUS

Das Ziel dieser Studie ist es, eine Subgruppe von Patient:innen mit kryptogenem Hirninfarkt zu charakterisieren, bei denen Vorhofflimmern detektiert und eine orale Antikoagulantien-Therapie eingeleitet wird. Zu diesem Zweck werden Daten von Patient:innen, die ab 2018 an der Med. Universität Innsbruck einen kryptogenen Hirninfarkt erlitten haben aus dem Österreichischen Schlaganfall-Register und aus den elektronischen Krankenakten der Patient:innen extrahiert.
Neben einer rein deskriptiven retrospektiven Analyse sollen die in den verschiedenen, oben genannten Kontrollen im Rahmen einer retrospektive Datenanalyse (Dokumentation von VHF, Wiederauftreten eines Schlaganfalls, Blutungen, andere thromboembolische Ereignisse) analysiert werden. Dadurch soll der klinische Nutzen des „Österreichische Algorithmus zur Detektion von VHF nach kryptogenem Hirninfarkt“ definiert und dieser evt. noch verbessert werden.

Team

Agne Adukauskaite, Wolfgang Dichtl, Florian Hintringer, Andrea Rubatscher, Willi Schgör, Markus Stühlinger

Publikationen

  • Stühlinger MC, Etsadashvili K, Stühlinger X, Strasak A, Berger T, Dichtl W, Roithinger FX, Pachinger O, Hintringer F. (2011) Duration of the A(H)-A(Md) interval predicts occurrence of AV-block after radiofrequency ablation of the slow pathway. J Interv Card Electrophysiol.; 31: 207-15
  • Berger T, Pfeifer B, Hanser FF, Hintringer F, Fischer G, Netzer M, Trieb T, Stuehlinger M, Dichtl W, Baumgartner C, Pachinger O, Seger M (2011) Single-beat noninvasive imaging of ventricular endocardial and epicardial activation in patients undergoing CRT. PLoS One; 6: e16255
  • Rantner LJ, Stühlinger MC, Nowak CN, Spuller K, Etsadashvili K, Stühlinger X, Berger T, Dichtl W, Gothe RM, Fischer G, Hintringer F. (2012) Localizing the accessory pathway in ventricular preexcitation patients using a score based algorithm. Methods Inf Med. 51: 3-12
  • Seger M, Hanser F, Dichtl W, Stuehlinger M, Hintringer F, Trieb T, Pfeifer B, Berger T. (2014) Non-invasive imaging of cardiac electrophysiology in a cardiac resynchronisation therapy defibrillator patient with a quadripolar left ventricular lead. Europace; 16: 743-9
  • Stuehlinger M, Hoenig S, Spuller K, Koman C, Stoeger M, Poelzl G, Ulmer H, Pachinger O, Steinwender C. (2015) CoolLoop® First: A First In Man Study To Test A Novel Circular Cryoablation System In Paroxysmal Atrial Fibrillation. J Atr Fibrillation; 8: 1287-91
  • Plank F, Stowasser B, Till D, Schgör W, Dichtl W, Hintringer F, Weiss G, Stühlinger M (2019) Reduction of fluoroscopy dose for cardiac electrophysiology procedures: A feasibility and safety study. Eur J Radiol. 110: 105-111
  • Barbieri F, Pfeifer B, Berger T, Dichtl W (2015). Comparison of Conventional Resynchronization to  Multipoint Pacing Using Two Seperate Left Ventricular Leads by Non-Invasive Imaging of Cardiac Electrophysiology. Eur Heart J. 36: 3237
  • Brugada J, Delnoy PP, Brachmann J, Reynolds D, Padeletti L, Noelker G, Kantipudi C, Robin Lopez JM, Dichtl W, Borri-Brunetto A, Verhees L, Ritter P, Singh JP. (2017) Contractility Sensor Guided Optimization of Cardiac Resynchronization Therapy - Results from the RESPOND-CRT trial. Eur Heart J. 38: 730-738
  • Barbieri F, Dichtl W, Heidbreder A, Brandauer E, Stefani A, Adukauskaite A, Senoner T, Schgör W, Hintringer F, Högl B. (2018) Sleep Apnea Detection by Cardiac Resynchronization Therapy Device Integrated Thoracic Impedance Sensor: A Validation Study Against The Gold Standard Polysomnography. PLOS One. 13: e0195573
  • Senoner T, Barbieri F, Semmler G, Adukauskaite A, Rubatscher A, Schgör W, Stühlinger M, Bauer A, Pfeifer BE, Roithinger FX, Fiedler L, Hintringer F, Süssenbacher A, Wollmann CG, Dichtl W. (2019) Long-term performance of an atrial lead capable of accelerometer based detection of cardiac contractility in patients receiving cardiac resynchronisation therapy. PLoS ONE. 14: e0222269
  • Adukauskaite A, Barbieri F, Senoner T, Plank F, Knoflach M, Boehme C, Hintringer F, Müller S, Cartes-Zumelzu F, Dichtl W, Feuchtner G. (2019) Left atrial appendage morphology and left atrial wall thickness predict embolic cryptogenic stroke: a cardiac CT angiography study. JACC Cardiovasc Imag  12: 2079-2081
  • Barbieri F, Senoner T, Adukauskaite A, Dobner S, Holfeld J, Semsroth S, Lambert T, Zweiker D, Theurl M, Rainer PP, Albrecht C, Feuchtner GM, Steinwender C, Hoppe UC, Hintringer F, Bauer A, Müller S, Grimm M, Pfeifer BE, Dichtl W. (2019) Long-Term Prognostic Value of High-Sensitivity Troponin T added to N-Terminal Pro Brain Natriuretic Peptide Plasma Levels Before Valve Replacement for Severe Aortic Stenosis. Am J Cardiol. 124: 1932-1939
  • Bertaglia E, Blank B, Blomstrom Lundqvist C, Brandes A, Cabanelas N, Dan A, Dichtl W, Goette A, de Groot J, Lubinski A, Marijon E, Merkely B, Mont L, Piorkowski C, Sulke N, Vardas P, Velchev V, Wichterle D, Kirchhof P. (2019) Atrial High Rate Episodes – Prevalence, Stroke Risk, Implications for Management, and Clinical Gaps in Evidence. Europace. 21: 1459-1467
  • Dichtl W, Tuovinen N, Barbieri F, Adukauskaite A, Senoner T, Rubatscher A, Hintringer F, Siedentopf C, Bauer A, Gizewski ER, Steiger R. (2020) Functional neuroimaging in the acute phase of takotsubo syndrome: volumetric and functional changes in the right insular cortex. Clin Res Cardiol. 2020; in press
  • Adukauskaite A, Hintringer F, Dichtl W, Müller S. (2020) Implantation of leadless pacemaker through neo-orifice after tricuspid valve edge-to-edge repair. Europace. in press.